Wir Kriegsenkel

Das schönste Dorf am schönsten Fluss der Erde

“Kriegsenkel“ nennen sich die Kinder der Kriegskinder, die sich fragen, wie die Kriegserlebnisse und die Erfahrung von Flucht und Vertreibung ihrer Eltern das eigene Leben geprägt haben. Sie gründen Netzwerke, veranstalten Wissenschaftskongresse und entdecken Osteuropa – und verändern die Wahrnehmung der Kriegs- und Nachkriegsgeschichte.

Es fing damit an, dass ich ein Ziehen in der Schulter spürte. Dem Ziehen folgte ein dumpfer Schmerz; eine Muskelblockade, die mit einer Schreibblockade einherging und sich weder durch Physiotherapie noch durch die wöchentlichen Besuche beim Chiropraktiker auflösen ließ. „Sie dürfen sich nicht hängen lassen!“ impfte er mir ein. „Melden Sie sich in einem Fitnessstudio an!“
Ich folgte seiner Empfehlung, so wie ich in dieser Zeit allen Empfehlungen folgte, die Hoffnung auf ein Ende der Blockade versprachen, und fand mich am nächsten Tag in einem chromglänzenden Studio zum Probetraining ein.
Beim Aufwärmen auf dem Laufband richtete ich meinen Blick auf den Bildschirm, der an die Wand des Cardio-Bereichs montiert war, und sah plötzlich knochige Männerleichen in einer Ruinenlandschaft apokalyptischen Ausmaßes vor mir: Bilder aus dem Kessel von Stalingrad, die zu einer dieser klassischen Kriegsdokus gehörten, wie sie seit Jahren ständig auf NTV liefen – Dokus, die früher emotionslos an mir vorbeigerauscht waren. Aber an diesem Ort schnürten sie mir die Kehle ab, und ich verließ fluchtartig das Studio.

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